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Steckbrief Zikavirus

Zusammenfassung medizinischer Fakten und Empfehlungen für die Praxis
 
Über die Epidemie mit dem Zikavirus (ZIKV) in Süd- und Mittelamerika, dem Südosten Nordamerikas sowie in einigen Karibikstaaten wurde in den Medien berichtet. 
Hier finden sie eine knappe Zusammenfassung dessen, was an medizinischen Fakten und Empfehlungen für die Praxis bekannt ist. 

Allgemeines

Das zu den Flaviviren gehörende ZIKV wurde 1947 zum ersten Mal in infizierten Rhesusaffen beschrieben. Die Übertragung erfolgt nahezu ausschließlich durch infizierte Mücken (Aedes spec.). In den Jahrzehnten nach der Erstbeschreibung des ZIKV wurden Einzelinfektionen in Afrika und Südostasien beschrieben.

Klinik

Die Erkrankung verläuft relativ mild. Nur bei ca. jedem 5. Infizierten werden Krankheitssymptome beobachtet. Nach kurzer Inkubationszeit (i. d. R. 3 - 7 Tage) treten grippeähnliche Symptome auf: Fieber, ein makulopapulöses Exanthem, Arthralgien, Konjunktivitis, Lymphknotenschwellungen (zervikal, klavikulär), sowie Ödeme eher im Hand- als im Fußbereich werden in der Mehrzahl der symptomatischen Infektionen beobachtet. Nach wenigen Tagen heilt die Erkrankung folgenlos ab.

Komplikationen

Wie viele andere Flaviviren scheint auch ZIKV das ZNS besiedeln zu können. Bei einigen akuten, folgenlos ausheilenden Infektionen wurde über Hörstörungen berichtet. Auch eine Häufung von Guillain-Barré-Syndrom in ZIKV-Epidemien wurde beschrieben.

Konnatale Infektionen

Wird eine Schwangere mit dem Zikavirus infiziert, scheint eine fetale Infektion möglich zu sein. In Einzelfällen wurde ZIKV-RNA aus Amnionflüssigkeit nachgewiesen. Verschiedene Missbildungen im ZNS-Bereich bei Neugeborenen werden  derzeit auf einen möglichen Zusammenhang mit einer ZIKV-Infektion in der Schwangerschaft untersucht. Bei einem abortierten Fetus mit Mikrozephalie konnte ZIKV-RNA in hoher Konzentration im Hirngewebe nachgewiesen werden. Ultraschalluntersuchungen im späten 2. /frühen 3. Trimester zeigten erweiterte Liquorräume und Kalzifizierungen im ZNS. Der Zusammenhang von Mikrozephalien mit einer ZIKV-Infektion in der Schwangerschaft ist bisher nicht gesichert, wird von der WHO aber als wahrscheinlich eingeschätzt.

Stillen

Die Centers for Disease Control (CDC), USA empfehlen auch in ZIKV-Endemieregionen das Stillen (MMWR 65 (3) 65- 67, 2016).

Prävention

Da es keine spezifische Therapie und keine Impfung gibt, ist der Schutz vor tagaktiven Mücken das A & O bei Reisen in die betroffenen Regionen. Wegen des Risikos konnataler ZIKV-Infektionen mit Gefahr fetaler Missbildungen warnt das Auswärtige Amt Schwangere vor Reisen in einige Regionen.
In seltenen Einzelfällen wurde ZIKV sexuell übertragen. Aus diesem Grund wird bei Rückkehr aus betroffenen Regionen eine Verhütung mit Barrieremethoden bis zum 28. Tag nach Rückkehr empfohlen.

Diagnostik bei ZIKV-Infektion in der Schwangerschaft

Bei Schwangeren empfiehlt sich eine Stufendiagnostik zum sicheren Nachweis/Ausschluss einer ZIKV-Infektion.
Bei nachgewiesener Infektion empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe die Überweisung zu einer Spezialultraschalluntersuchung der DEGUM Stufe II oder III zum Ausschluss einer Hirnfehlbildung.
Bei Auffälligkeiten kann ggf. eine Amniozentese zur Untersuchung auf ZIKV-RNA erfolgen, die – wenn überhaupt - nach der 15. SSW durchgeführt werden sollte (CDC; MMWR 65 (3) 65- 67, 2016). Bei Neugeborenen kann Nabelschnurblut auf ZIKV-IgM und -RNA untersucht werden.

Diagnostik

IgG- und IgM-Antikörper gegen ZIKV sind etwa ab dem 8. Tag nach Fieberbeginn nachweisbar. IgM-Antiköper sind nur in der akuten Phase nachweisbar, IgG-Ak persistieren länger.
Die serologische ZIKV-Diagnostik führen wir ab sofort im IMD Oderland durch. Weitergehende Diagnostik erfolgt im Nationalen Referenzzentrum für tropische Infektionserreger am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg.
Virusdirektnachweis per PCR ist bis ca. eine Woche nach Fieberbeginn aus Serum möglich, aus Urin wahrscheinlich noch länger.
In den aktuellen Endemieregionen ist die Prävalenz von Chikungunya- und Denguevirus deutlich höher als die von Zikavirus. Alle drei Viren werden von Aedes-Mücken übertragen. Symptomatische Infektionen durch diese Viren sind klinisch nicht auseinander zu halten. Bei V.a. ZIKV sollten deshalb Denguefieber und Chikungunyavirus-Infektionen ausgeschlossen werden.
 
Für Rückfragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.
 
Dr. med. Frank Berthold
Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie


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