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Untersuchungsmaterialien für mikrobiologische Untersuchungen

Allgemeine Hinweise für mikrobiologische Untersuchungen

Zu  einer zuverlässigen mikrobiologischen Diagnostik gehört die  fachgerechte Durchführung von Probenentnahme, Lagerung und Transport. Dadurch wird die Kultivierbarkeit krankheitsauslösender Erreger  gesichert und zugleich ein verdrängendes Wachstum von Begleitflora verhindert.
Aus diesem Grunde sind die folgenden Punkte zu beachten:

Materialgewinnung

  • möglichst vor Beginn einer antibiotischen Therapie
  • Proben gezielt vom Ort der Infektion entnehmen
  • sterile Gefäße verwenden, möglichst mit Transportmedien
  • Vermeidung von Kontaminationen mit der körpereigenen Flora
  • Probenvolumen in ausreichender Menge gewinnen

Entnahme-/ Transportsystem

Eine Übersicht über alle aktuell verfügbaren Entnahmesysteme können Sie bei uns anfordern.

Probenbegleitschein

  • Bezeichnung des Untersuchungsmaterials
  • Anatomischer Herkunftsort
  • Entnahmezeitpunkt
  • Verdachtsdiagnose, Krankheitsbild und –dauer
  • Angaben zur antimikrobiellen Therapie
  • Grunderkrankungen (z. B. Mukoviszidose, Diabetes mellitus)
  • Umgebungs-, Reiseanamnese

Untersuchungsauftrag

  • allgemeiner Untersuchungsauftrag "Erreger und Resistenz" ("E+R“ oder "pathogene Bakterien")
  • Der Untersuchungsgang wird an dem für den Entnahmeort typischen Erregerspektrum ausgerichtet und beinhaltet:
    • die mikroskopische Untersuchung des Materials (sofern geeignet)
    • den kulturellen Nachweis schnellwachsender Bakterien (aerobe und ggf. anaerobe Kulturanlage)
    • Prüfung auf antibakterielle Hemmstoffe (bei Urinen und Punktaten)
    • die Identifizierung relevanter Keime und
    • die Sensibilitätstestung relevanter Keime
  • ausdrücklich anzufordernde spezielle Untersuchungen:
    • Erreger,  für deren Kultivierung Spezialnährböden benötigt werden (z. B.  Gonokokken, Legionellen, Choleravibrionen, Mykobakterien, Pilze, alle  viralen Erreger)
    • Erreger, die routinemäßig nicht kultiviert  werden können; der Nachweis erfolgt dann mit anderen Methoden, z. B.  ELISA, Spezialfärbungen (z. B. Malaria, Legionellen, Mykobakterien,  Pneumocystis jiroveci, Noro-Viren)
    • Molekularbiologische Erregernachweise (z. B. PCR Chlamydien)
Eine  Nachforderung zusätzlicher Untersuchungen ist in der Regel nur  innerhalb von 24 Std. nach Probenentnahme möglich, da ansonsten die  Stabilität und/oder Konstanz der mikrobiologischen Zusammensetzung der Probe nicht mehr gewährleistet ist.




Alle Informationen zur Präanalytik finden Sie gebündelt in unserer Präanalytikfibel (bitte klicken).


Ihre Ansprechpartner


Dipl.-Biol. Ilona Schwede

Medizinische Fachmikrobiologin
 

 

Dr. med. Stefan Lentz

Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
Facharzt für Laboratoriumsmedizin
 


  
Dr. med. Martin Kern

Facharzt für Laboratoriumsmedizin
Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie


Blutkulturen
Die Anlage von Blutkulturen umfasst die Entnahme von Venenblut und die Verimpfung in entsprechende Kulturmedien für die mikrobiologische Diagnostik.

Indikationen

  • Fieber unklarer Genese
  • Klinische Zeichen einer Sepsis oder eines septischen Schocks
  • Verdacht auf systemische Beteiligung bei einer lokalisierten Infektion (z. B. Pneumonie, Osteomyelitis, Meningitis)
  • Verdacht auf eine zyklische Infektionskrankheit (z. B. Typhus, Brucellose)
  • Verdacht auf Bakteriämie oder Fungämie (z. B. bei einer subakuten Endokarditis)
  • Katheterassoziierte Infektion
Die Indikation sollte besonders breit gefasst werden bei Neugeborenen, Greisen, immunsuppressiv behandelten Patienten, Patienten mit Neutropenie, Intensivpatienten sowie Patienten mit intravaskulären Implantaten (z. B. Herzklappen-Prothese).
Bitte beachten:
  • bei Verdacht auf spezielle bakterielle Erreger (z. B. Brucellose, Leptospirose, Tularämie) Bestimmung der spezifischen Antikörper (Serum)
  • bei Verdacht auf Malaria oder andere Blutparasiten (Filarien usw.) EDTA-Blut einsenden
  • lange Bebrütungszeit (3 Wo.) bei Endokarditis, Brucellose: Bitte auf Anforderungsschein vermerken!

 Entnahmesysteme / Blutkulturmedien


Untersuchung
Bemerkung/ Anwendung
Flaschenbezeichnung
farbliche Kennzeichnung
Beimpfungsmenge
aerobe Bakterien
aerobe und anaerobe Flasche immer als Paar entnehmen
BACTEC Plus+ Aerobic/F
 blau
8 - 10 ml
anaerobe Bakterien
BACTEC Plus+ Anaerobic/F
gelb  
8 - 10 ml
Pilze
bei Verdacht auf Fungämie
BACTEC MYCOSIS IC/F
grün
8 - 10 ml
Mykobakterien
bei Verdacht auf mykobakterielle Bakteriämie
BACTEC MYCO/F LYTIC
rot
1 - 5 ml
Kinder
Alter < 6 Jahre, Körpergewicht < 20 kg
BACTEC PEDS PLUS/F
rosa
1 - 3 ml
 

 Untersuchungsauftrag

  • allgemeiner Untersuchungsauftrag: "Erreger und Resistenz" (Erläuterung siehe "Allgemeine Hinweise für mikrobiologischeUntersuchungen")
  • speziellerUntersuchungsauftrag: Pilze, Mykobakterien (spezielle Blutkulturmedien verwenden, siehe oben).

 Entnahmezeitpunkt

  • unmittelbar bei Auftreten klinischer Symptomatik
  • nicht auf Fieberanstieg warten
  • möglichst vor Behandlungsbeginn bzw. am Ende eines Antibiotika-Dosierungsintervalls
  • in rascher Folge möglichst zwei Blutkulturpaare (1 Paar = 1aerobe + 1 anaerobe Flasche) aus verschiedenen Entnahmeorten
  • Bei Verdacht auf Endokarditis Entnahme von mehreren Blutkulturen über einen Zeitraum von mehreren Std.

Entnahmeort

  • Blutentnahme aus peripheren Venen (meist Vena cubitalis in der Ellenbeuge) oder Arterien (arterielle Blutentnahmen zeigen jedoch keine Vorteile)
  • möglichst folgende Punktionsorte vermeiden (erhöhte Kontaminationsgefahr):
    • Venafemoralis in der Leistenbeuge
    • Venen im Bereich entzündeter Hautareale
    • intravaskulärer Katheter (ZVK, peripher venöse Katheter)
    • Portsystem (nur zum Nachweis katheterassoziierter Infektionen sinnvoll)

Durchführung

  • hygienische Händedesinfektion mit VAH (Verbund für angewandte Hygiene e.V.) gelistetem Hautdesinfektionsmittel, z. B. mit 70 %-igem Alkohol
  • Einmalhandschuhe tragen
  • Vorbereitung der Blutkulturflaschen:
    • Flaschen für anaerobe und aerobe Erreger auf Raumtemperatur vorwärmen
    • Kunststoff-Schutzkappeder Flasche abnehmen
    • Durchstich-Stopfen mit VAH gelistetem Hautdesinfektionsmittel desinfizieren
    • Desinfektionsmittel trocknen lassen
  • Hautdesinfektion:
    • Punktionsstelle (ca. 5 x 5 cm) mit VAH gelistetem Hautdesinfektionsmittel, z. B. mit 70 %-igemAlkohol mechanisch reinigen
    • danach eigentliche Desinfektion erneut mit einem VAH gelisteten Hautdesinfektionsmittel mittels Dosierspray oder sterilem Tupfer
    • Hautvollständig trocknen lassen (ca. 60 sec.), Punktionsgebiet nicht mehr berühren
  • Blutentnahme und Flaschenbeimpfung:
    • Entnahme von Blut durch Venenpunktion (benötigte Beimpfungsmenge je nach Blutkulturmedium siehe Tabelle) und in die Blutkulturflasche geben (bei Blutabnahme mitSpritzen: anaerobe Flasche zuerst beimpfen, um Eintritt von Luftblasen in diese Flasche zu verhindern; für das Beimpfen der Blutkulturflaschen eine neue Kanülebenutzen; bei Blutabnahme mit geschlossenen Systemen (z. B. für Vacutainer von BD): aerobe Flasche zuerst beimpfen, da im Schlauchsystem noch etwas Luft sein kann)
    • Blutkulturflaschen nicht belüften!
    • Beschriftung der Flasche und Ausfüllen des Begleitscheines: Entnahmedatum, -ort und -Uhrzeit nicht vergessen
    • Barcode auf der Blutkulturflasche nicht überkleben oder beschriften!

Zwischenlagerung

  • bei Raumtemperatur (20 - 25 °C)

Besonderheiten

  • Transport ins Labor möglichst schnell
  • Dem Kurierdienst die Flaschen bitte gesondert übergeben (nicht gekühlterTransport)!


Urin für mikrobiologische Untersuchungen
Die Gewinnung von Mittelstrahlurin (MSU) gilt als Methode der Wahl für mikrobiologische Untersuchungen, jedoch ist unbedingt auf eine sachgemäße Entnahmetechnik zu achten. Kontaminationen durch Urethral- und/oder Umgebungsflora sind zuvermeiden!

Durch eine suprapubische Gewinnung (Aspiration) von Blasenurin ist eine Kontamination der Probe nahezu ausgeschlossen. Eine Katheterisierung zur Uringewinnung sollte nicht routinemäßig erfolgen, da sie unangenehm für die Patienten ist. Zudem birgt sie die Gefahr der Keimeinschleppung in die Blase und der Traumatisierung der Urethra.

Entnahme-/Transportsysteme

  • bei Lagerungs- und Transportzeiten < 2 h: Urin-Monovette ohne Stabilisator, ungekühlt
  • bei Lagerungs- und Transportzeiten von 2 - 24 h: Urin-Monovette ohne Stabilisator, gekühlt (2 - 8 °C) ODER Urinröhrchen (-monovette) mit Stabilisator, bei Raumtemperatur bzw. gekühlt


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