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Bewertung der glomerulären Filtrationsrate nach CKD-EPI- oder Cockcroft-Gault-Formel? 




Hinweise zur Anpassung der Medikamentendosis an die Nierenfunktion

Stadieneinteilung der Niereninsuffizienz

Die nach CKD-EPI (Chronic Kidney Disease Epidemiology Collaboration) auf Basis des Serum-Kreatinins geschätzte GFR („estimated GFR" oder „eGFR“) ermöglicht die Unterteilung einer Niereninsuffizienz in die Grade I bis V nach KDIGO. Die Zuverlässigkeit dieser Einteilung beruht u. a. auf der Normierung der eGFR auf eine Standard-Körperoberfläche von 1,73 qm. Sowohl die eGFR der KDIGO-Stadien als auch die eGFR des Patienten werden daher in der Dimension ml/min/1,73 qm angegeben.

Bewertung der individuellen Nierenfunktion

Im Rahmen der Verordnung oder Dosisanpassung von Medikamenten ist die Bewertung der individuellen Nierenfunktion über die Betrachtung der patienten-spezifischen, d. h. „nicht normierten" eGFR notwendig. Die Körperoberfläche des Patienten dient dabei als so genannter „Surrogatmarker“ für die individuelle Masse des funktionellen Nierenparchenchyms. Je mehr die Körperoberfläche eines Patienten von der Norm abweicht, umso deutlicher unterscheidet sich daher die auf 1,73 qm normierte eGFR von der individuellen eGFR des Patienten:

 Körperoberfläche
 Individuelle eGFR im Vergleich zur „normierten" eGFR
 über 1,73 qm
 höher
 unter 1,73 qm
 niedriger

Cockcroft-Gault (CG) versus CKD-EPI-Formel

Die CG-Formel bezieht in die Berechnung der eGFR das Körpergewicht mit ein. Die ermittelte eGFR ist somit ebenfalls patientenspezifisch. Die CG-Formel wird weiterhin in pharmakokinetischen Studien mit gut charakterisierten Probanden verwendet und ist daher in Fachinformationen zu finden. Die diagnostische Wertigkeit der CG-Formel ist jedoch aus folgenden Gründen eingeschränkt:

  • Die CG-Formel überschätzt tendenziell die eGFR, da sie 1973 mit einem heute nicht mehr verwendeten Referenzmaterial ermittelt wurde.
  • Das Körpergewicht der CG-Formel korreliert schlechter mit der Masse des funktionellen Nierenparenchyms als die Körperoberfläche.
  • Die CKD-EPI-Formel ist der CG-Formel hinsichtlich Präzision und Richtigkeit überlegen.

Nutzung der CKD-EPI-Formel für pharmakologische Fragestellungen

  • Die Bewertung der Nierenfunktion im Rahmen pharmakologischer Fragestellung über die nicht normierte CKD-EPI-Formel ist ebenfalls zulässig.
  • Die erhobenen Befunde spiegeln aufgrund der oben beschriebenen Einschränkungen der Cockcroft-Gault-Formel in Einzelfällen die Nierenfunktion eines Patienten zuverlässiger wider.
  • Wir empfehlen Ihnen daher die Verwendung der individuellen, nicht normierten CKD-EPI-Formel.

Praxishinweise zur Anforderung der nicht normierten eGFR nach CKD-EPI-Formel

Zur Einbeziehung der Körperoberfläche werden Größe und Gewicht des Patienten benötigt.

Seit dem 2. Quartal 2018 berichten wir automatisch bei Anforderung von Serum-Kreatinin zusätzlich die nicht normierte eGFR in ml/min (DFÜ-Kürzel: GFRONM = männlich, GFRONW = weiblich), wenn die Körperoberfläche bekannt ist.

Order-Entry-Nutzer können beide Varianten (normiert/nicht normiert) in der Spalte Niere/Urin der Maske Basisdiagnostik auswählen.

Unser Labor-Team unterstützt Sie gerne bei Fragen zur Anforderung oder Interpretation Ihrer Befunde.


Weitere Literatur: Auf Anfrage erhältlich





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